Dr. Falko Dittman zum Thema Sprachentwicklung - 50 Besucher im Stadtsaal
Neuötting. "Die Weichen für eine erfolgreiche Sprachentwicklung werden in den ersten drei Lebensjahren gestellt“ - das stellte Dr. Falko Dittmann vom ZEL–Zentrum für Entwicklung und Lernen in Heidelberg fest beim Vortrag „Sprachentwicklung und Auffälligkeiten im frühen Kindesalter“. Etwa 50 Besucher waren am zwölften Juli zum Vortrag in den Neuöttinger Stadtsaal gekommen. Dittmann zufolge bringe jedes Kindvon Geburt an Fähigkeiten mit, die ihm das Erlernen einer oder auch mehrerer Sprachen ermöglichten. Damit der Spracherwerb gelinge, brauche das Kind jedoch viel sprachliche Anregung zuhause, ebenso wie in der Krippe, im Kindergarten oder in der Kindertagespflege.
Zunächst erhielten die etwa 50 Teilnehmer einen Überblick darüber, welche Bedingungen für eine erfolgreiche Sprachentwicklung entscheidend sind und welche Bedeutung die Bezugspersonen für das Erlangen guter sprachlicher Kompetenzen haben.
Anschließend stellte Dittmann Auffälligkeiten in der frühen Sprachentwicklung vor. Er sprach über Late Talker – Kinder mit einer Sprachentwicklungsverzögerung: „Late Talker sind Kinder, die mit 24 Monaten über einen aktiven Wortschatz von weniger als 50 Wörter verfügen und auch noch keine Zweiwortsätze sprechen. In der sonstigen Entwicklung sind sie jedoch altersgerecht entwickelt“. Etwa 15 Prozent der zweijährigen Kinder seien davon betroffen. Late Talker hätten ein deutlich höheres Risiko als andere Kinder, langfristig sprachliche Probleme aufzuweisen. Daher sollten ein später Sprechbeginn sowie ein langsames Wörterlernen ernst genommen werden.
Mit einer genauen Sprachdiagnostik könnten Fachpersonen herausfinden, warum den Kindern das Sprechen lernen so schwerfalle und welche Unterstützung sie benötigten. „Die Kinder können beim Lernen neuer Wörter sehr effektiv im Alltag unterstützt werden,“ sagte Dittmann. Weiter führte er aus: „Einfache Tipps für die Eltern reichen allerdings nicht aus, sondern es ist wichtig, dass die Eltern systematisch darin geschult werden, wie sie mit ihrem Kind bewusst sprachförderlich umgehen können.“ Ein seit vielen Jahren bewährtes und wissenschaftlich gut geprüftes Konzept, welches Eltern dabei unterstützen könne, sei das „Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung“ (www.heidelberger-elterntraining.eu). Es gehe dabei nicht darum, dass die Eltern möglichst viel mit ihrem Kind sprechen würden, wichtiger sei, wie sie sich im Gespräch mit dem Kind verhalten und wie sie mit ihm sprechen. „Die meisten Erwachsenen sprechen zu schnell, sodass die Kinder die einzelnen Wörter gar nicht richtig hören und speichern können,“ so Dittmann.
Der Tipp Dittmanns für pädagogische Fachkräfte, die lernen möchten, wie sich alltagsintegrierte sprachliche Bildung und Förderung in KiTa und Kindertagespflege effektiv und nachhaltig etablieren lässt: Die Weiterbildung HIT (www.heidelberger-intaktionstraining.de) sei spezifisch dafür entwickelt worden und findet im ZEL als Online-Kurs oder vor Ort in den Einrichtungen selbst statt.
Organisiert und veranstaltet wurde der Fachvortrag vom Verein ProPräventiv im Landkreis Altötting. Der Verein dient der Förderung der Jugendhilfe (Sucht- und Gewaltprävention), der Familienbildung sowie der gesundheitlichen Aufklärung zum Wohle von Kindern und Jugendlichen.
Das Foto zeigt Dr. Falko Dittmann (3.v.l.) mit Vereinsmitgliedern. (Foto: privat)